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AutorenbildSven Sebastian

Auch an Regentagen glücklich sein - Tipps für eine realistisch-positive Wahrnehmung

Aktualisiert: 13. Mai 2022

Es ist Sonntagmorgen, du liegst noch im Bett und gehst mit geschlossenen Augen deinen Tagesplan durch. Du freust dich auf die Fahrradtour mit deinen Freunden bei schönstem Sonnenschein, jetzt schnell noch auf dem Balkon das gemeinsame Frühstück vorbereiten und dann geht es los.

Du stehst auf, schiebst die Vorhänge beiseite und siehst aus dem Fenster. Und: es nieselt, fein, aber ohne Unterbrechung.



Noch im Schlafanzug spürst du die nasse Kälte von unten nach oben kriechen. Wie soll das erst auf dem Fahrrad werden. Du fängst an, dich darüber zu ärgern und stellen Ihrem Gehirn Fragen wie: Warum hat wieder einmal keiner den Wetterbericht angesehen? Vielleicht wissen die anderen ja schon Bescheid und kommen erst gar nicht. Warum habe ich dann gestern Abend noch das Fahrrad geputzt? Und alles eingepackt? Das Frühstück auf dem Balkon fällt auch ins Wasser.

Überhaupt Fahrrad fahren, wem ist das nur wieder eingefallen. Am besten man macht sich gar nichts Konkretes aus. Dann wird man auch nicht enttäuscht.


So oder so ähnlich tickert ein Gehirn, wenn es dominant negativ wahrnimmt, denkt und bewertet. Daran ist zunächst auch nichts auszusetzen, schließlich müssen wir ja auch mal Dampf ablassen dürfen. Aber ist dieser Gedankenweg intelligent? Haben wir auf diesem Wege unserem Körper und unserem Empfinden etwas Gutes getan?


Ärger reduziert deine Produktion an Glückshormonen und mindert deine Leistungsfähigkeit

Jedes Mal, wenn wir uns ärgern, überschütten wir unseren Körper mit Stresshormonen und reduzieren in unserem Kopf die Produktion an Leistungs- und Glückshormonen. Das Dilemma fängt bereits beim ersten negativen Gedanken an! Wir stehen noch am Fenster im Trockenen und denken bereits intensiv über mögliche Negativkonsequenzen nach. Dieser Prozess aktiviert über die Anhangdrüse im Gehirn die Nebenniere und diese produziert daraufhin Adrenalin und Cortisol. Und je länger und intensiver wir über dieses Ereignis nachdenken, desto mehr Stresshormone werden ausgeschüttet. Diese gelangen in den Blutkreislauf und schädigen auf Dauer nicht nur unseren Körper, sondern steuern auch in der Situation unser Verhalten und unsere Emotionen. Wir fühlen uns schlecht gelaunt. Nicht nur das: Unsere Konzentration und Leistungsfähigkeit nehmen spürbar ab. Wir kommen nicht in die Gänge, der Zahnputzbecher fällt uns aus der Hand, die Küche ist nicht aufgeräumt, das macht uns wiederum wütend, denn wir sind sowieso zu spät dran und die Regenjacke ist auch nicht zu finden, obwohl wir wissen, dass die Gefahr draußen lauert: Es regnet.


Und weiter geht die Reise. Jetzt fängt unser Gehirn auch noch an, diese Information zu verarbeiten und mit bereits abgelegten Dateien zu vergleichen. Dieser Prozess läuft wie eine Suchmaschine ab. Was bedeutet das für unseren Fall? Wenn wir „Regen“ wahrnehmen, ruft unser Gehirn in weniger als einer Sekunde alle Ereignisse und Situationen aus den Tiefen des neuronalen Netzwerkes auf, die damit zu tun haben. Aufgrund der negativen Fokussierung werden wir uns dabei nur der unangenehmen Erlebnisse bewusst, die mit dem Ereignis „Regen“ verbunden sind. Diese Gedanken können vielfältig sein: „Als es das letzte Mal regnete, gab es Stau und ich kam zu spät zu meinem Arzttermin. Immer wenn es wie aus Kannen gießt, habe ich keinen Regenschirm dabei und das passiert immer beim Friseur. Seit Jahren bin ich so wetterfühlig, am stärksten ist es an Regentagen. Ich fühle richtig, wie der Schmerz von der Zehe aus nach oben steigt. Das heißt, den ganzen Tag quälende Kopfschmerzen. Vor einer Woche wurde der Keller meines Nachbarn überflutet, so hat es geregnet. Bei uns sind die Fenster auch nicht gerade dicht. Wie oft habe ich schon gesagt, da muss was passieren. Am Ende bricht da noch einer ein. Aber auf mich hört ja keiner.“ Und so kommen wir allein durch unsere Wahrnehmung und durch das Aufrufen von negativ assoziierten Erlebnissen gedanklich und emotional vom Regen in die Traufe. Dieser Prozess beeinträchtigt in seiner Häufigkeit unsere Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und vor allem Gesundheit.


Wie kann es uns nun gelingen, solche Situationen im Alltag besser zu meistern? Nicht lange zu grübeln, in negative Stimmung zu kommen. Die Antwort liegt auf der Hand oder besser formuliert, in deinem Kopf: Sieh dir die Situation genau an, reflektiere, was um dich herum passiert und dir gut tut und was nicht.


Konzentriere dich mit deinen Gedanken auf die Realität

Konzentriere dich mit deinen Gedanken auf die Realität um dich herum und du wirst feststellen: dein Alltag funktioniert zu mehr als 90 Prozent so, wie du dir das wünscht, so auch an einem regnerischen Morgen. Du liegst in einem gemütlichen Bett, hast ausreichend geschlafen, deine Dusche funktioniert prächtig, der Kaffee schmeckt lecker und die Regenjacke findet sich ebenfalls nach kurzem Suchen.

Wenn du mit solchen Gedanken aufstehst, wird dein Gehirn genügend Kapazität und Laune haben, über Lösungen nachzudenken und deinen kommenden Tag auf die neue Situation abzustimmen. Leicht, gelassen und mit einem guten Gefühl.


Die Methode der dominant selektiven realistisch-positiven Wahrnehmung und Assoziation (Real.Blue.Focus©) ist ein Ergebnis der aktuellen Stressforschung, deren Wirkung anhand neurowissenschaftlicher Untersuchungen belegt werden konnte. Sie ist während eines einfachen Trainings oder Coachings schnell erlernbar und sofort im Alltag nachhaltig umsetzbar.


Worauf basiert der spürbare Erfolg? Wenn du es schaffst, in vermeintlich negativen Situationen wie an einem Regentag deine Gedanken und dein Denken bewusst zu steuern und zwar auf die Dinge, die funktionieren und dir im Moment wirklich gut tun, dann konditionierst du auf Dauer die Funktionsweise deines Gehirns. Und das aus eigener emotionaler und kognitiver Kraft heraus. Denn unser Gehirn ist in seiner Funktionalität und Vernetzung modellierbar, auch bis ins hohe Alter.

Und je öfter du realistisch-positiv wahrnimmst, umso stärker wird sich dieser Prozess in deinem Kopf festsetzen und automatisieren.

Du wirst nach einer gewissen Zeit gelassener auf Veränderungen und schwierige Situationen reagieren. Probiere es einfach aus. Folgende Tipps können dir dabei helfen.


Trainiere deine eigene Wahrnehmung für mehr Zufriedenheit

Wenn du morgen wieder die Augen öffnest, dann nimm bewusst 25 Dinge in deiner direkten Umgebung wahr, die dir auf Anhieb gefallen und die dir ein gutes und sicheres Gefühl geben. Achte darauf, dass du diese Gedanken am Anfang laut in ganzen Sätzen formulierst. Und lass dich durch dein Gehirn nicht ablenken, denn dieses wird sich am Anfang immer wieder auf das konzentrieren, was nicht geht und was gefährlich sein könnte. Bleibe konsequent realistisch-positiv und beobachte bewusst, wie es dir dabei geht.

Wende die Methode während des ganzen Tages an: Wenn du in einen Stau fährst, der Bus zu spät kommt, du mit einer Freundin oder dem*der Partner*in über den vergangenen Arbeitstag sprichst. Du wirst sehen: du fühlst dich zunehmend wohler, voller Kraft und Energie.


Lass uns ein kleines Gedankenspiel machen: Bitte betrachte für 30 Sekunden rückblickend deinen heutigen Tag. Wenn ich dich jetzt bitte aufzuzählen, was nicht so gut lief und wo du dich geärgert hast, wie viele Punkte kannst du nennen? Achte auf die Zeit.


Denke nun für 30 Sekunden an die Dinge, die am heutigen Tag realistisch gut für dich waren. Achtung! Hier geht es nicht um das positive Denken (du bist gut, ich bin gut, wir alle haben uns lieb, auch den Chef), sondern um die Realität, so, wie sie ist und wie wir diese eben tagtäglich im angenehmen und positiven Sinne wahrnehmen.

Und, hast du gezählt? Ich nehme an, wenn du heute nicht den ersten freien Tag nach Wochen hast oder deinen Geburtstag feierst, dann werden die negativen und unangenehmen Erinnerungen gegenüber den realistisch-positiven überwiegen. Wenn nicht, dann kannst du dir jetzt schon einmal selbst gratulieren.


Warum diese Übungen? Lassen uns zurück zur Anfangsgeschichte gehen. Du liegst im Bett und wachst langsam auf. Öffnest die Augen und siehst: Regen.

Untrainiert wie du noch bist, nimmst du den wunderbaren Leuchter über deinem Bett nicht wahr, oder genießt die warme Kuscheldecke nicht, die immer noch so schön nach Lavendel riecht. Du achtest nicht auf deinen ruhigen Herzschlag, deine Füße, deine Hände, das angenehme Gefühl der Entspannung nach einem guten Schlaf, nein, du konzentrierst dich auf die für dich unmittelbare Gefahr für dein Leben: Es regnet an diesem Morgen leise vor sich hin, stetig und grauenvoll.

Je schneller es dir gelingt, deinen Wahrnehmungs- und Denkmodus von negativ auf realistisch-positiv umzuschalten, umso mehr wird sich dein Gehirn daran gewöhnen und vor lauter Freude entsprechende Bahnen ausbilden. Probiere es aus, du wirst begeistert sein!


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Der Text stammt aus meinem Buch "Einfach besser leben 2.0", das du hier bestellen kannst.

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