Selbstwert ist die Bewertung des Bildes von sich selbst (Selbstkonzept) und entspricht damit einer grundlegenden Einstellung gegenüber der eigenen Person.
Empirische Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Selbstwert in Zusammenhang mit dem eigenen Wohlbefinden und der psycho-emotionalen Gesundheit steht.
Der Selbstwert eines Menschen ist sowohl genetisch als auch epigenetisch, also basierend auf den eigenen Erfahrungen und dem jeweiligen Kontext, bestimmt. Aus diesem Grund ist der Selbstwert auch individuell entwickelbar.
Ein niedriger Selbstwert ist häufig einerseits Ursache, andererseits Folge von erlebten Misserfolgen und sozialen Belastungen. Menschen mit einem sehr hohen Selbstwert wiederum fällt es häufig schwer, aufzugeben. Sie machen selbst dann noch weiter, wenn die Kosten von Durchhaltevermögen oder Beharrlichkeit ihren Nutzen überschreiten. Die Fokussierung auf die eigenen Stärken kann außerdem die Bereitschaft zur persönlicher Weiterentwicklung reduzieren.
Der Selbstwert eines Menschen kann als stabile Eigenschaft (trait) oder als Zustand (state) untersucht werden. Entsprechend der Zwei-Prozess-Theorie wird in der Wissenschaft zwischen explizitem und implizitem Selbstwert unterschieden. Du kannst deinen expliziten Selbstwert als Persönlichkeitsmerkmal mit Hilfe von standardisierten Selbstbeschreibungsfragebogen ermitteln, z. B. mit der eindimensionalen Rosenberg-Skala oder der multidimensionalen Selbstwertskala.
Das Bedürfnis nach Selbstwert ist ein Grundbedürfnis, dass wir alle in uns tragen. Einerseits wollen wir uns diesem annähern und unseren Selbstwert erhöhen, andererseits wollen wir Selbstwertverletzungen von uns fernhalten, also vermeiden. Menschen wollen sich „in ihrer eigenen Haut“ grundsätzlich selbst wohlfühlen (impliziter Selbstwert). Der Wunsch nach Selbstverbesserung wird als so grundlegend für das Funktionieren des Menschen angesehen wie die biologisch determinierten primären Bedürfnisse wie zum Beispiel essen, schlafen, trinken, sich gegenseitig wärmen. Gleichzeitig trägt jeder von uns in sich den Wunsch, als allgemein „gut“ oder auch „liebenswürdig“ und „kompetent“ wahrgenommen zu werden (expliziter Selbstwert). Was unter „gut“ usw. zu verstehen ist, hängt insbesondere von der jeweiligen Person, deren Persönlichkeitsstruktur und biografischen Entwicklungsstadium ab.
Die Entwicklung des Selbstwertes einer Person ist stark mit dem eigenen Bindungsbedürfnis gekoppelt. So prägen bereits die ersten Bindungserfahrungen in unserer Kindheit unseren Selbstwert. Als heranwachsendes Kind fühlen wir uns wertvoll, wenn sich unsere Bezugspersonen um uns kümmern. Werden Grundbedürfnisse nicht, sehr unzureichend oder instabil und wechselhaft durch die Bezugspersonen befriedigt, bedeutet dies für das Kind entweder “Ich bin gut und Mama/Papa ist schlecht.“ oder „Mama/Papa ist gut und ich bin schlecht.“. Da Kinder jedoch vollumfänglich von ihrer Bezugsperson abhängig sind, ist oftmals die letztere Bewertung für sie in dem Moment günstiger. Lieber bewerte ich mich als schlecht und habe dafür eine Bezugsperson, als dass ich allein auf mich gestellt bin. Die permanent negative Bewertung eines Kindes durch sich selbst führt zu einer geringen Ausprägung des Selbstwertes über die Zeit und in häufigen Fällen auch zu einer durch Unsicherheit und Verlustangst geprägten Bindungsfähigkeit.
Je länger und intensiver ein Mensch im Rahmen einer bestehenden (Ver)Bindung kritisiert, abgewertet, beleidigt, bloßgestellt oder beschimpft wird, um so stärker wird sein Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung frustriert. Dieser Zusammenhang gilt für alle erdenklichen Formen von zwischenmenschlichen Verbindungen. Je nach Persönlichkeit, biografisch Erlebtem und aktuell bestehenden sozialen Strukturen entsteht mit zunehmendem Frustrationsgrad entweder der innere Impuls, sich selbst zu schützen und auf Distanz zu gehen. Oder die jeweils betroffene Person stellt sich bezüglich ihres Selbstwerts zunehmend in Frage und wird von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen gequält. Mit der Zeit ziehen sich abgewertete Menschen zurück oder opfern sich bis zur Selbstaufgabe für andere auf. Das Ziel bleibt immer das gleiche, die Wiedererlangung, Befriedigung und Stärkung des Selbstwerts und des Selbstwertschutzes.
Wie lässt sich mein Selbstwert erhöhen?
Wer sich innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder in einem Team gegenseitig im Selbstwert stärken will, der achtet am besten auf eine wertschätzende, verständnisvolle Denk- und Bewertungsweise untereinander sowie auf eine respektvolle, lösungszentrierte und dem einzelnen Menschen zugewandte Kommunikation.
Wie wir uns im Alltag mit anderen Menschen bezüglich unseres Seins vergleichen, spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle, inwieweit es uns gelingt, unser Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz zu befriedigen. Dabei kommt es vor allem darauf an, ob du für den Vergleich mit anderen Menschen vor allem für dich selbst und durch dich Positivgeschafftes, oder ob du vor allem Negativgescheitertes als Kriterium heranziehst.
Während unserer Menschenentwicklung werden wir mit der Zeit sozial-gesellschaftlich zunehmend dazu gebracht, unseren Wert von unserer unmittelbaren Umwelt abhängig zu machen. Wir lernen, uns mit anderen zu vergleichen, um, darauf basierend, einschätzen zu können, wo wir stehen und wie viel Wert wir haben. Psycho-emotional stabile Menschen nutzen für den Vergleich vorrangig Erfahrungen, in welchen sie sich als überdurchschnittlich gut erlebt haben. Dieses positiv verstärkende Vorgehen erhöht den Selbstwert.
Demgegenüber haben äußerst selbstkritische, sozial unsichere oder auch depressive Personen die Tendenz, sich gegenüber anderen Personen vor allem negativ selbst einzuschätzen und (permanent) das Gefühl zu haben, immer wieder weniger gut als jeder andere zu sein. Was wiederum dazu führt, sich selbst innerlich noch weiter abzuwerten.
Zusammengefasst lohnt es sich für dich also, in deinem alltäglichen Denken und Tun folgende vier Möglichkeiten der Selbstwerterhöhung zu berücksichtigen:
Hör auf, dich permanent mit anderen zu vergleichen.
Bestimme für dich selbst, was du in dir als wertvoll empfindest.
Respektiere dich selbst so wie du auch andere Menschen respektierst.
Spreche über deinen Wert, immer wieder und wieder.
Schätze dein Selbst wert.
Fordere bei anderen die Wertschätzung ein, die die gebührt.
Achtung! Schütze dich vor schädlichen und zerstörerischen Verhaltensmustern, auf die dein Gehirn im Alltag allzu gern zurückgreift, um deinen Selbstwertschutz zu stärken. Immer dann, wenn die Angriffe auf deinen Selbstwert überhandnehmen, sei es im Job, in der Schule, im Familien- oder Freundeskreis, aber auch in Beziehungen und Partnerschaften, dann ziehe dich nicht, Wunden leckend, zurück. Deiner selbst oder anderen Personen gegenüber aggressiv zu werden, ist keine Lösung. Um sich gegen Macht, Dominanz, Angriff, Beleidigung, Mobbing usw. zu wehren, suche dir Verbündende und Gleichgesinnte. Stärke mit jedem Widerstand, mit jedem Sieg deinen eigenen Selbstwert. Die Waffen dafür sind in dir, in deiner Persönlichkeit, deinem Wissen und deinen Erfahrungen zu finden. Nutze diese für dich und deinen Selbstwert, Tag für Tag.
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