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Denken wie ein Gewinner und leben wie ein Genießer - Ein Gehirn auf hoher See #2

Autorenbild: Sven SebastianSven Sebastian

Aktualisiert: 13. Mai 2022

14 Tage auf der MS Hamburg Richtung Buenos Aires - 12 Vorträge - komm mit an Bord!

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Willst du gewinnen, dann gib den anderen die Chance, zu verlieren!


„Denken wie ein Gewinner und leben wie ein Genießer.“ – was für ein passender Titel für einen launigen Vortrag auf hoher See. Entsprechend gut gestimmt war auch das Publikum, zumal das üppige Frühstück gerade erst abgeräumt wurde.


Auf meine Frage hin, was denn von besonderem Interesse sei, antworteten die über 100 Gäste nahezu vollmundig: „Machen Sie uns zu Gewinnern! Zeigen Sie uns, wie das geht.“


Ich war überrascht. Mir persönlich liegt ja der Geschmack und das Genießen näher als das Gewinnen und der Sieg (im Moment genieße ich ganz besonders den Blick aus dem morgendlichen Fenster, siehe unten). Zur Begründung der gemeinschaftlichen Entscheidung meinte einer der munteren Kreuzfahrer: Nun ja, auch auf dieser wunderschönen Reise von den Kanaren über Kapverden nach Südamerika gilt es, so manchen Wettkampf mit den anderen Passagieren zu gewinnen. Sei es bei der Schlacht am Buffet, beim allmorgendlichen Wettstreit um den schönsten Liegeplatz am Pool oder den besten Sitzplatz im Ausflugsbus.




„Gut, wenn dem so ist,“ antwortete ich, „was wollen sie konkret von mir wissen?“ Die Antwort darauf lautete so klar wie deutlich: „Machen Sie uns zu Gewinnern! Zeigen Sie uns, wie das geht.“


Wenn du ebenfalls für dich wissen willst, ob es das Gewinnergen wirklich gibt, oder ob wir alle das Siegen für uns selbst lernen können, dann wünsche ich dir viel Vergnügen beim Durcharbeiten der nun folgenden Erkenntnisse zum Thema „Erfolge entstehen im Kopf!“. Diese wurden von mir unmittelbar nach meiner Veranstaltung akribisch notiert und mit Erfolgs-Techniken aufgepeppt, die für „Landratten“ im Kampf um die tagtägliche Poolposition ebenfalls sehr hilfreich sein könnten. Da bin ich mir sicher!


Die gewinnende Macht der Hormone und Neurobotenstoffe.

Um es vorwegzunehmen: Es gibt im Gehirn keinen Schalter, der aus einem Kämpfer automatisch einen Champion macht.

Die Fähigkeit, zu gewinnen, ist vor allem eine Frage der Biochemie in unserem Körper. Wer im Leben hin und wieder etwas gewinnen will, sei es an Geld, Ansehen, Wertschätzung, Macht, Freude, Konzentration oder Genugtuung, der muss seinen körpereigenen Hormon- und Botenstoffhaushalt situativ steuern können. Wem es gelingt, das Verhältnis von Testosteron-Cortisol-Adrenalin-Dopamin-Enkephalin gezielt und gewinnbringend auszutarieren, der wird immer häufiger auf dem Siegertreppchen stehen.


Erfolge verändern die Biochemie des menschlichen Gehirns.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Erfolge die Biochemie des Gehirns verändern.

Gewinnen zeigt vor allem positive Auswirkungen auf die Lebenseinstellung und damit das Leben an sich. Erfolge machen uns klüger, sie führen zu einer höheren Konzentration und mehr Selbstbewusstsein gepaart mit einer bestimmenden Energie und Motivation. Doch welche biochemischen Veränderungen bzw. Vorgänge lassen sich bei Erfolg im Gehirn beobachten?


Das Testosteron und der Erfolg.

Überlegenes Auftreten wird durch das Sexualhormon Testosteron bestimmt. Dieses Hormon bewirkt risikoreiches und mutiges Handeln.

Ein hoher Testosteron-Pegel ist der Schlüssel zum Erfolg. Wird in einer bestimmten Situation mehr Testosteron ausgeschüttet, übt das einen verstärkenden Effekt auf die Hartnäckigkeit, die Risikobereitschaft, den Antrieb, die Lebenslust und die Ausdauer des jeweiligen Menschen aus. Studien zur Beziehung zwischen Testosteron und dem menschlichen Verhalten haben ergeben, dass ein hoher Testosteronspiegel zu einer anderen Regulation von emotionalen und motivationalen Prozessen führt. So wird die kognitive Empathie verringert, wohingegen egozentrische Entscheidungen mit einem Streben nach Profit erhöht werden. Das klingt erst einmal äußerst negativ, ist aber im Endergebnis erfolgsfördernd.

Generell hilft das Hormon Testosteron dabei, die Angst vor dem Unbekannten zu mindern. Das erhöht seinerseits die Erfolgschancen und führt bei Erfolg zu einem noch höheren Testosteron-Pegel.

Interessanterweise handelt es sich bei Testosteron um ein Sexualhormon, das bei beiden Geschlechtern vorkommt. Sicher, die Effekte mögen sich bei Männern und Frauen geringfügig unterscheiden und z. B. zu mehr Ehrlichkeit und Fairness bei weiblichen Gewinnern und mehr Aggressivität bei männlichen Gewinnern führen. Jedoch darf nicht außer Acht gelassen werden, das mit zunehmenden Alter der Testosteron-Spiegel beim Mann sinkt und sich bei Frauen das Verhältnis zwischen Östrogen und Testosteron deutlich in Richtung letzterem verschiebt. Das bedeutet, mit der Reife neigen Frauen ebenfalls zu mehr Gewinnerlust und Dominanz und ziehen so mit ihren männlichen Zeitgenossen in ihrem Sieger- und Gewinnerverhalten gleich.


Das Testosteron, das Cortisol und der Erfolg.

Wer siegen will, braucht eine ordentliche Portion an Testosteron. Aber Achtung, wie immer in der Biologie macht die Dosis das Gift.

Testosteron verhilft nur dann zum Sieg, wenn es durch winzige Mengen eines anderen Hormons reguliert wird, nämlich durch das Stresshormon Cortisol. Wissenschaftler stellten fest, dass Menschen, die über eine ausreichend aktivierende Menge an Cortisol verfügen, aktiver, lebendiger, wacher und energetischer um den Sieg ringen. Jedoch muss der Cortisol-Spiegel zum jeweiligen Testosteron-Spiegel passen. Personen, die gleichzeitig hohe Cortisol- und Testosteronspiegel im Blut aufweisen, verlieren häufiger vor lauter Anspannung, Stress und Aufregung bei Wettbewerben. Auch kann das testosteronbedingte asoziale Verhalten ein Hindernis dafür sein, den Sieg zu erringen.

Hinzu kommt, dass ein zu viel an Testosteron das körpereigene Stresssystem übermäßig anregt. Je höher wiederum die Konzentration des Stresshormons Cortisol, um so weniger wird der Mensch dominant und aktiv, sich den Erfolg zu sichern und von ihm zu profitieren.


Wenn es um Sieg oder Niederlage geht: Zu viel Stress ist immer schädlich, jedoch gar kein Cortisol verhilft auch nicht zum Sieg. Wie so oft im Leben kommt es also auf die richtige Mischung an.

Fazit: Achte stets auf das Verhältnis zwischen Cortisol und Testosteron. Je niedriger der Cortisol-Spiegel und je höher der Testosteron-Spiegel, desto dominanter, aktiver und mutiger wirst du sein, um am Ende zu gewinnen.

Das Adrenalin, das Dopamin und der Erfolg.

Nicht nur das Testosteron wirkt sich auf die Biochemie des Gehirns bei Erfolgen aus. Auch andere Hormone spielen eine wichtige Rolle.

Besonders im Arbeitsalltag regeln das Adrenalin und das Dopamin unser Verhalten und unsere Reaktionen. Schüttet der Körper beispielsweise bei positiver Aufregung mehr Adrenalin aus, dann macht dies den Menschen reaktiv und kann sich ebenfalls auf seine Konzentrationsfähigkeit sowie Agilität auswirken. Schüttet der Körper hingegen vermehrt Dopamin aus, so verleitet uns das zum Auswählen und Nachdenken, zum besseren Wahrnehmen, zu überlegten Entscheidungen und zu Kreativität. All das übt einen Einfluss auf den Erfolg unseres Handelns aus.


Das Enkephalin, der Erfolgs-Effekt und das Erfolgsbewusstsein.

Nur wer sich an einem Erfolg wirklich erfreut und diesen auch mit anderen offenen Herzens teilt, wird zu einem dauerhaften Gewinner werden.


Viele von uns haken Erfolge und Gewinne für sich und andere schnell ab. Viel zu häufig nehmen wir an, der Zufall, günstige Rahmenbedingungen, andere Personen oder das Schicksal waren ausschlaggebend für den errungenen Sieg. So zu denken ist falsch!


Wem es gelingt, seine Siege für sich selbst bewusst zu genießen, der hat eine gute Chance, sein Gehirn neurobiologisch in eine Art Erfolgs-Endlosschleife zu bringen. Wenn wir dann auch noch unsere Freude mit anderen ehrlich und freigiebig teilen, dann entsteht in uns ein unumstößliches Erfolgsbewusstsein, welches ein Leben lang anhält.


Die Freude an einem Sieg ist ein komplexes Erlebnis, das sich von der Erwartung, zu gewinnen, und dem Verlangen danach bis hin zur Empfindung dabei und der anschließenden Befriedigung daran erstreckt.


Daher überrascht es nicht, dass wir viele verschiedene Hirnregionen aktivieren müssen, um für uns selbst bewusst Siegesfreude empfinden zu können. Dazu gehören vor allem die neuronalen Netzwerkstrukturen des Wollens und des Mögens. Wer den Sieg nicht will, wer den gesunden Wettstreit nicht mag, wird nie ein guter Gewinner sein!


Um einen Sieg zu wollen, braucht es ein gut funktionierendes Dopamin-System im eigenen Gehirn. Mit diesem, nahe dem Hirnstamm gelegenen neuronalen Netzwerkstrukturen des Verlangens arbeiten verschiedene „hedonistische Hotspots“ zusammen, um die Empfindung von Genuss und Lust an etwas, zum Beispiel an einem Sieg, hervorzurufen. Die Regelkreise des Verlangens und der Lust senden wiederum Informationen an übergeordnete Bereiche der Hirnrinde, wo sie mit anderen Eingangssignalen abgeglichen und in das bewusst wahrgenommene Gefühl der Freude, zum Beispiel am Gewinn, übersetzt werden.


In den hedonistischen Hotspots wirken wiederum zwei berauschende Botenstoffe zusammen, um das Gefühl der Gewinnlust zu verstärken. Der angenehme Reiz des Siegens veranlasst dort Nervenzellen Enkephalin auszuschütten, ein hirneigenes Opiat. Die Botenmoleküle heften sich an spezifische Rezeptorproteine angrenzender Neurone, was die Produktion von Anandamid auslösen kann. Letzteres kann sich wiederum an Rezeptormoleküle der ersten, Enkephalin ausschüttenden Nervenzelle binden. Dadurch steigert Anandamid die Stärke des Freudegefühls und kann sogar wiederum die Enkephalinausschüttung verstärken, ein sich selbst verstärkender Genuss- und Freudenkreis. Wenn wir jetzt noch ein kognitives Gewinnersetting in unserem Kopf haben, also die für die jeweilige Situation passenden Glaubenssätze oder auch mentalen Skripten und Handlungsanweisungen, dann steht der Ausprägung eines Erfolgsbewusstseins nichts mehr im Wege. Getragen von einem gut austarierten hormonellen Testosteron-Cortisol-Adrenalin-Dopamin-Enkephalin wird sich Ihr Gehirn mit Freude, Genuss, aber auch mit einer ordentlichen Portion an Durchsetzungsvermögen, Willenskraft und Dominanz in einen Wettkampf hineinstürzen. Immer mit dem Ziel, zu gewinnen.


Ein positives Erfolgsbewusstsein unterstützt den Erfolg und löst den Gewinner-Effekt aus. Hat er einmal eingesetzt, entsteht ein Lawineneffekt mit immer mehr Erfolgen. Für weniger Mutige sollte es also das Ziel sein, immer wieder einmal bewusst Erfolgserlebnisse zu suchen, um von ihnen eine Art Booster für die anderen Bereiche im Leben zu erhalten. Die Rolle von Enkephalin und Dopamin, aber auch weiteren „Glückshormone“ sollte dabei nicht unterschätzt werden.


Achtung: Die Dopamin-Enkephalin Falle.

Das Dopamin-Enkephalin-System lässt sich unglaublich schnell durch lust- und genussversprechende „Piraten“ kapern! Diese gaukeln uns allzu oft einen schnellen, äußerst preiswerten, für immer glücklich machenden, zu jeder Zeit möglichen Sieg, Erfolg oder Gewinn vor. Diese psycho-emotionalen Mogelpackungen des Lustgewinns und der Unlustvermeidung kommen manchmal sehr subtil und unterschwellig daher. Sie schleichen sich in unser meso-cortico-limbisches Nervensystem ein, ohne das wir am Anfang davon Wind bekommen. Daher gilt: Seien Sie stets achtsam und aufmerksam, wer Ihnen wann und wie einen Erfolg oder Sieg verspricht! An dieser Stelle sei vor allem auf die vielfältigen Angebote der Computerspieleindustrie, der Wettspielindustrie, aber auch der Unterhaltungsindustrie verwiesen. Personen mit zum Beispiel narzisstischen Persönlichkeitszügen gehören ebenfalls zu den Verführern, auf die Sie immer ein Auge werfen sollten! Grundsätzlich gilt die Regel: Wer als Gewinner oder Siegerin am Ende auf sich selbst stolz sein kann, ehrlichen Herzens und Gedankens, der erzeugt in seinem Gehirn einen angenehmen neurobiologischen Zustand des Zufriedenseins und der Zuversicht, wieder und wieder gewinnen zu können. Und wer dann auch noch den Gewinn mit anderen teilt, der schüttet ordentlich Oxytocin aus, der Botenstoff, der uns zu sozialen Wesen macht.

Das Dopamin System lässt sich nicht nur schnell durch äußere „Dealer“ verführen, sondern es gewöhnt sich in der Regel auch sehr schnell an Stimuli, die uns berauschen und glücklich machen. Um nicht vom Siegen gelangweilt zu sein (oder am Ende davon süchtig zu werden) braucht es daher mit der Zeit immer wieder einmal neue Inputs, Helden, Siegertypen, Herausforderungen und Wettkämpfe. Denn nur neue Siege, überraschende Erfolge und unerwartete Triumphe lösen immer wieder diesen unvergleichlichen Dopamin-Enkephalin-Rausch in uns aus.


Achtung: Die Testosteron-Adrenalin Falle.

Ein zu viel an Testosteron und Adrenalin drückt sich in vielen Fällen des Siegens und Gewinnens in einer äußerst geringen sozialen Sensibilität und in einer starken Belohnungsmotivation aus. Diese „Nebeneffekte“ des Erfolg-Effekts dürfen wir auf keinen Fall unter den Teppich kehren! Denn einige Persönlichkeitsstrukturen und politischen Systeme werden diesen negativen Gewinner-Erfolgs-Effekt für ihr eigenes Machtstreben nutzen. Daher ist es so entscheidend, beim Siegen immer wieder die Menschen- und Nächstenliebe sprechen zu lassen. Gewonnene „Macht“ kann und sollte immer im Interesse des Gemeinwohls der Gesellschaft oder der Familie eingesetzt werden. Die Freude an einem Gewinn steigert sich enorm, wenn wir diesen zum Wohle aller mit anderen teilen! Wer allzu aggressiv, dominant, hartherzig, kaltschnäuzig von einem Sieg zum anderen jagt, schadet nicht nur der Gemeinschaft, sondern vor allem sich am Ende selbst! Denn dauerhaftes Gewinnstreben erzeugt chronischen Stress macht mit der Zeit krank und in keinem Fall glücklich und zufrieden.


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Ob es nun wirklich einen Gewinnertypen gibt und was sonst noch so an Bord geschehen ist, das erfährst du am Sonntag!

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