Immer, wenn wir zu jemandem oder etwas „Ja“ sagen und wir für die sich daraus ergebenden Konsequenzen auch die Verantwortung übernehmen, greifen wir, gewollt oder nicht, sofort auch in unser eigenes Zeitbudget ein. Denn mit jedem „Ja“ ist meistens auch eine gewisse Zeit verbunden, um die Bitte des anderen zu erfüllen.
Oft fällt es uns schwer, in bestimmten Situationen „Nein“ zu sagen, obwohl wir wissen, dass wir eigentlich schon genug ausgelastet sind. Wir möchten niemanden enttäuschen, trauen uns nicht abzusagen, oder aber sind unsicher, ob es uns überhaupt „zusteht“ der Bitte nicht nachzukommen.
Wenn Sie sich unsicher sind, ob ein „Nein“ an dieser Stelle überhaupt berechtigt ist, oder welche Intensität eines Neins angebracht ist, beziehen Sie folgende Fragen in Ihre Überlegungen ein:
1. Ist es ein günstiger Zeitpunkt, um Nein zu sagen?
2. Ist mir die Bitte des anderen und dessen Ausmaß klar?
3. Liegt das, um was mich die Person bittet, innerhalb ihrer Befugnis?
4. Bin ich der Person einen Gefallen schuldig?
5. Ist das, worum mich die Person bittet, unserer Beziehung angemessen?
6. Werde ich es eventuell bedauern, Nein gesagt zu haben?
Wenn Sie nun festgestellt haben, dass es durchaus berechtigt ist, „Nein“ zu sagen, es Ihnen aber trotzdem schwer fällt dieses umzusetzen, gehen Sie Ihrem eigenen Verhalten näher auf den Grund:
1. In welchen Situationen Ihres Alltags gelingt es Ihnen, zu etwas oder jemandem „Nein“ zu sagen?
2. Zu was sagen Sie grundsätzlich „Nein.“?
3. Wie reagieren Sie selbst auf ein „Nein“?
Ob es uns gelingt, zu einer Bitte oder Anfrage „Nein.“ zu sagen hängt immer von uns selbst, also von unserer Persönlichkeit und unserem situativen Gesamtzustand ab (1), von der Person, die von uns etwas möchte (2), von der Art und Weise, wie die Kommunikation abläuft (3) und welche strukturell bedingten Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse sowie Zwänge und Notwendigkeiten (4) bestehen.
Natürlich sollten wir auch manchmal einfach „Ja“ sagen und unsere eigenen Interessen zurückstellen, dennoch ist es wichtig zu wissen, wie man seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen und eine Bitte ablehnen kann.
Folgende Tipps können Ihnen helfen „Nein“ zu sagen, auch wenn es Ihnen schwerfällt
1. Finden Sie heraus, warum es Ihnen schwerfällt, „Nein“ zu sagen.
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb es Menschen schwerfällt auch einmal „Nein“ zu sagen. Beobachten Sie sich selbst und finden Sie heraus, was hinter Ihrem „Ja“ steckt, auch wenn Sie lieber ablehnen wöllten, z.B.:
· „Ich habe Angst abgelehnt und nicht mehr gemocht zu werden.“
· „Ich habe Angst vor den Konsequenzen meines „Neins“.“
· „Ich möchte nicht, das der andere denkt, ich bin egoistisch und arrogant.“
· „Ich möchte gebraucht werden.“
· „Ich möchte nichts verpassen.“
1. Nehmen Sie sich Zeit, bevor Sie eine Entscheidung treffen!
Lassen Sie sich nicht überrumpeln (denn dann sagen wir oft vorschnell Ja zu etwas, dass wir eigentlich nicht wollen). Bitten Sie Ihr Gegenüber, um ein wenig Bedenkzeit. Oft sind hierfür 5 Minuten ausreichend. Analysieren Sie die Situation kurz für sich selbst, indem Sie sich z.B. die Fragen aus Punkt I stellen.
2. Erlauben Sie sich, „Nein“ zu sagen!
Wenn Sie sehr oft Ja sagen, kann es helfen, sich vorher schon einmal allgemein darüber Gedanken zu machen, wie viel Zeit es einen ganz konkret kostet, Aufgaben für andere zu erledigen. Zeit und Energie, die am Ende für die eigenen Bedürfnisse fehlen, oder für Menschen, für die man lieber etwas tun möchte. Finden Sie einen Satz für sich selbst, der Ihnen helfen kann, in solchen Momenten auch an sich selbst zu denken.
3. Lernen Sie, deutlich „Nein“ zu sagen, ohne den anderen zu verletzen.
Es ist wichtig, dass Sie dem anderen Ihr „nein“ deutlich vermitteln, wenn Sie etwas nicht tun wollen, doch bleiben Sie dabei freundlich und respektvoll. Folgende Punkte können Ihnen dabei helfen:
- Begründen Sie Ihre Entscheidung. Erklären Sie demjenigen, dass sich Ihre Absage nicht gegen ihn richtet, sondern andere Ursachen hat.
- Zeigen Sie dem anderen, dass Sie Verständnis für seine Situation und Bitte haben, ihm aber trotzdem nicht aushelfen können.
- Bedanken Sie sich bei dem anderen, dass er dabei an Sie gedacht hat und Ihnen die Aufgabe zutraut.
- Vielleicht können Sie dem anderen auch weiterhelfen, indem Sie ihm einen Rat oder eine Idee geben, wie er sein Vorhaben lösen kann.
Doch denken Sie bei allen Punkten daran, konsequent zu bleiben und klar zu machen, dass Sie nicht zur Verfügung stehen.
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